Am 14. Februar ist Valentinstag. An diesem Tag werden viele Blumensträuße verschenkt, vor allem gehen Rosen dabei über die Ladentheke. Sie stehen bildlich für die Liebe und sind schön anzusehen. Rosen im Winter – so schön sie auch sind – sind eine heikle Angelegenheit und das Geschäft mit ihnen hat viele Facetten. Damit nicht nur die Beschenkten, sondern auch die Produzenten vom Tag der Verliebten profitieren, möchten wir die Hintergründe ein wenig beleuchten, Denkanstöße geben und uns für den Kauf fair gehandelter Rosen einsetzen.
Großblütig, makellos, von langer Haltbarkeit – das sind die Ansprüche der Verbraucher* innen an das Produkt Blume. Fast alle Sorten sind zu allen Jahreszeiten und in jeder beliebigen Menge verfügbar. Nur jede 5. Schnittblume, die in Deutschland gekauft wird, stammt aus heimischer Produktion, d.h. 80 % werden importiert. Der Großteil über unsere Nachbarn, die Niederlande. Allerdings ist nicht jede dieser Blumen dort auch gewachsen: Der weitaus größte Anteil stammt aus Ländern des Globalen Südens – von Blumenplantagen in Afrika, Lateinamerika und zunehmend auch in Asien. Die beliebteste Blume ist dabei die Rose. Zu den wichtigsten Rosen-Produktionsländern zählen Kenia, Sambia, Ecuador und Äthiopien. Die Rosenproduktion stellt für die Länder häufig ein wirtschaftlich wichtiger Zweig da. So soll sie für Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum in den Ländern des Globalen Südens sorgen. Allerdings hat all das seine Schattenseiten. Der Gewinn landet oft nicht in den Produktionsländern, sondern bei den Investoren aus dem Globalen Norden. Und nicht selten kommt es zu gravierenden Umwelt-, Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen: Wasserknappheit durch wasserintensiven Rosenanbau, ungeschützter Chemikalieneinsatz, Verschmutzung von Seen und Grundwasser durch Pestizide, Übergriffe auf die vor allem weiblichen Arbeiter*innen, Landgrabbing, ausbeuterische Kinderarbeit – um nur einige zu nennen.
Es ist paradox: Die Deutschen mögen Blumen sehr – dennoch gibt es kaum Wertschätzung für die Produzent*innen und die Arbeit, die dahintersteckt. Wie bei vielen Konsumgütern. Dabei gibt es durchaus Alternativen. Eine davon ist der Faire Handel.
Das Fairtrade-Siegel
Blumen, die unter fairen, sozialen und ökologischen Bedingungen produziert werden, können Verbraucher*innen an Siegeln erkennen. Als faire Alternative werden bei uns überwiegend Rosen angeboten, langsam aber steigt auch der Anteil anderer fair zertifizierter Blumensorten. Sie werden, ebenso wie viele konventionelle Blumen, in den Ländern des Globalen Südens angebaut. Das bekannteste Siegel ist das Fairtrade-Siegel, das von der Organisation TransFair e.V. vergeben wird. Das Fairtrade-Siegel steht in der Blumenproduktion für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit, strenge Umweltkriterien, existenzsichernde Löhne und Fairtrade-Prämien für Gemeinschaftsprojekte. So erhalten die Fairtrade-Farmer*innen vom Importeur eine zusätzliche Prämie, mit der soziale Projekte finanziert werden. Über die Verwendung dieses Fairtrade-Aufschlags für soziale Projekte entscheiden Vertreter*innen der Arbeiter und Manager gemeinsam.
Blumen mit dem Fairtrade-Siegel sind mittlerweile in vielen Supermärkten, Discountern und Blumenketten, aber auch in örtlichen Floristikfachgeschäften erhältlich. Fragen Sie am besten bei Ihrem/r Floristikhändler*in um die Ecke nach und kommen Sie so mit ihm/ihr ins Gespräch: Verkaufen Sie Rosen mit dem Fairtrade Siegel? Woher kommen Sie? Wie werden sie angebaut? Können die Pflückerinnen von ihrem Lohn leben? Welche fair gehandelten Blumen verkaufen Sie noch?… Zeigen wir als Kund*innen Interesse an fairen Produktionsbedingungen, weckt das nicht selten auch das Interesse des/der Verkäufer*in für den Fairen Handel.
Auf der Homepage von Fairtrade Deutschland können Sie zu dem mithilfe des »Blumenfinders« entsprechende Märkte und Händler in Ihrer Umgebung anzeigen lassen.
Aktion: Flower Power – Frauen stärken! Die Fairtrade-Rosenaktion 2019
Vom 19. Januar 2019, dem 100-jährigen Jubiläum der ersten Frauenwahl in Deutschland, bis zum Weltfrauentag, den 08. März 2019, ruft Fairtrade Aktive in ganz Deutschland auf, sich an der Fairtrade-Rosenaktion unter dem Motto „Flower Power – Frauen stärken“ zu beteiligen.
Ziel der diesjährigen Aktion ist es, mit fairen Rosen „Flower Power“ zu verschenken, auf Frauenrechte weltweit aufmerksam zu machen und Arbeiter*innen auf Blumenfarmen im globalen Süden zu stärken. Außerdem soll sich für mehr faire Blumen in den Städten eingesetzt werden.
Dazu hat Fairtrade Deutschland viele Aktionstipps zusammengestellt:
+ Verteilen Sie Fairtrade-Rosen in Ihrer (Fairtrade-) Stadt, in der Fußgängerzone, im Rathaus oder auf dem Marktplatz.
+ Nutzen Sie das Aktionsmaterial von Fairtrade, um auf Faire Rosen aufmerksam zu machen.
+ Sie können Ihre Veranstaltung in einem Veranstaltungskalender für alle sichtbar machen.
+ Nutzen Sie kommunale Events wie Messen, Feste, Empfänge, kulturelle Veranstaltungen oder auch Sitzungen, Meetings und verbinden Sie diese mit einer Fairtrade-Rosenaktion.
+ Nutzen Sie in Schulen den Valentinstag für Rosenaktionen unter Mitschüler/innen. Viele Schul-Teams nutzen die Rosenaktion außerdem, um sich bei engagierten Lehrerinnen zu bedanken.
+ Und zu guter Letzt: Verbreiten Sie Ihre Aktion über die Sozialen Medien und nutzen Sie die #sagsmitfairtrade – Wall!
Tipp: „fair flowerse – Mit Blumen für Menschenrechte“
Im Rahmen des Projekt „fair flowers – Mit Blumen für Menschenrechte“ hat sich der Münsteraner Verein Vamos e.V. in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Arbeitsbedingungen in der internationalen Blumenproduktion auseinander gesetzt. Entstanden sind eine große Wanderausstellung und Bildungsmaterialien, die für die eigene Arbeit ausgeliehen werden können. Empfehlen möchten wir aber vor allem die Hintergrundbroschüre „fair flowers – Mit Blumen für Menschenrechte“ , die für 5 € bestellbar ist. Sie zeigt anschaulich die einzelnen Schritte der internationalen Blumenproduktion am Beispiel Kenias, beleuchtet die Rolle der Fraue+n und macht Konsumalternativen sichtbar. Ausschnitte dieses Textes sind an die Broschüre angelehnt. Jeder kann mitmachen.